Weißwangengänse INVERS

 

 

Die Gemälde der Serie 'Inversionen' basieren auf dem Positiv-Negativ-Farbeneffekt.
Jede Farbe im Farbkreis hat eine Gegenfarbe, die sogenannte Komplementärfarbe, die, miteinander gemischt, ein neutrales Grau ergeben. Das Auge bemüht sich grundsätzlich, jede Farbempfindung durch Erzeugung der Gegenfarbe zu neutralisieren. Dieses kann man überprüfen, indem man eine Zeit lang auf eine Farbfläche blickt und dann den Blick auf eine weiße Fläche lenkt. Für einen Moment wird man die Gegenfarbe erscheinen sehen, ein Experiment, dass die Meisten wohl schon einmal durchgeführt haben.
Dabei steht dem Weiß das Schwarz gegenüber, dem Gelb das Violett, dem Orange das Blau und dem Rot das Grün, um nur die Primär- und Sekundärfarben zu benennen. Die gute alte Farbnegativ-Fotografie macht sich diese Wirkung ebenfalls zunutze.
Die 'Inversionen' sind in den Gegenfarben gemalt, sie zeigen sozusagen die Rückseite der Farben. Erstaunlich ist es zu beobachten, wie sich mit den Farben auch die Informationen des Bildes verändern: Die Hauptinfo (hier: Fisch Vogel Pflanze) bleibt zwar erhalten, die Begleitumstände werden aber teilweise geradezu in ihr Gegenteil verkehrt. Wo z.B. die Originalvorlage die Unendlichkeit des unterseeischen Raumes imaginiert, verweigert das Gegenbild jegliche Tiefe. Wo das Original einen kühlen Morgen zeigt, erzeugt die Inversion den Eindruck eines warmleuchtenden Sonnenunterganges. Selbst die Materie kann sich in ihr Gegenteil verkehren, Wasser im Original zu Land im Bild werden und umgekehrt.
Ich bin selber immer wieder überrascht, wie stark unsere Wahrnehmung der Welt über unser Farbempfinden reguliert wird und wie eine Verkehrung der farblichen Wahrnehmung unser Urteil über die Welt ins Wanken bringen kann.

Inversionen 2020

200.0cm x 100.0cm

Acrylfarbe auf Faserbrett