Auferstehung

Glaube Liebe Hoffnung

Entstanden hauptsächlich während des zweiten Corona-Lockdowns 

Selten fühlte ich mich bei der Arbeit an einem Bild so unter dem Einfluss meines Materials. Das Verhältnis von Subjekt und Objekt ist ja ein vieldiskutiertes in der Welt der Philosophie und die Grenzen sind nicht so klar gezogen, wie man es manchmal denkt und will. Meine Absicht war, mit demselben Material die Auferstehung zu gestalten, das ich für meinen „Kreuzweg“ von 2014 benutzt hatte: Tapeziertisch-Bretter, Werbeprospekte (die hatte ich 7 Jahre gebunkert), Butterbrotpapier, schwarzen Lack, Beize und Gold. Außerdem gestattete ich mir für dieses Bild zusätzlich noch Silber und weißen Lack. Ich wollte ohne Einkäufe auskommen, des Lockdowns halber, der Einkäufe sowieso schwierig machte. Außer Lack hatte ich dann auch alles im Atelier vorrätig. Dieser Lockdown, oder besser die damit einhergehende Depression, brachte mich überhaupt dazu, das sieben Jahre lang aufgeschobene Vorhaben „Auferstehung“ endlich umzusetzen. Es sollte ein Bild der Hoffnung sein, geboren aus den Einschränkungen dieser Zeit. Die Werbeprospekte hatte ich damals ihrer Alltäglichkeit wegen gewählt, denn der Kreuzweg bildet Alltägliches ab, Leid und Schmerz und Tod. Die Auferstehung dagegen ist die Ausnahme. Da war es nicht verwunderlich, dass das Material mitreden wollte. Aber auch meine Vorlagen, die Texte der Bibel, sprachen mir eine deutliche Sprache. Ich wusste schnell, welche Szenen ich darstellen wollte. Schließlich boten mir meine Modelle, junge Menschen aus einer Neuköllner WG, so eindringliche Verkörperungen der ausgewählten Szenen, dass die Figuren viel individueller wurden, als ich ursprünglich vorgehabt hatte und mir die Gruppierung fast schon vorgaben. Natürlich hatte ich auch eigene Absichten. Ich wollte eine Entwicklung darstellen. Vom Totenreich und der Erde bis in den Himmel hinein. Die Hauptfigur erscheint zweimal, als der von den Toten auferstandene Jesus, der sich Maria Magdalena offenbart und als der zum Himmel aufsteigende Christus, der zum Mittler zwischen Himmel und Erde wird. Dieser sollte eine Siegerfigur werden, stark und mächtig, über die Welt (und den Rahmen des Bildes) hinausgewachsen. Jener, Jesus, ist, gerade wiedererstanden aus dem Reich des Todes, noch einmal kurzzeitig Mensch, sich seiner Liebe zum Leben in Gestalt der Maria erinnernd, denn Leid und Schmerz sind ja nicht alles auf der Welt. Und ich brauchte Engel, denn nur durch das Eingreifen himmlischer Mächte werden die Totenwächter außer Gefecht gesetzt, wodurch die Naturgesetze aufgehoben werden und das Wunder der Auferstehung geschehen kann. Die Geschichte der Auferstehung Jesu wird, als Höhepunkt der „frohen Botschaft“, natürlich in allen vier Evangelien erzählt, aus unterschiedlichen Perspektiven. Gemeinsam ist allen, dass die Auferstehung selbst unbeobachtet in der Nacht zum ersten Tag der Woche stattfindet, dass die ersten Besucher am frühen Morgen das Grab leer vorfinden und dass eine, bzw. zwei weiße Gestalten den Suchern am Grab verkünden: Er ist nicht hier. Er ist auferstanden! Maria Magdalena gehört überall zu denen, die zuerst nach dem Leichnam suchen. In zwei Evangelien ist sie ausdrücklich die Erste, der sich Jesus zu erkennen gibt. Meine Recherche unter den Auferstehungsbildern der Kollegen vergangener Jahrhunderte ergab, dass jeder jeweils seine Aspekte der Auferstehungsgeschichte herausgegriffen und dargestellt hat, mit unterschiedlichen Vorlieben je nach Jahrhundert und Verortung. In der Moderne wurde das Geschehen vielfach abstrahiert dargestellt. Das wollte ich nicht. Die Abstraktion in der Kunst befördert eine Unschärfe im Bild, aber auch im Denken, denke ich. Je mehr der Wortlaut der in der Bibel erzählten Geschichten im allgemeinen Bewußtsein verschwindet, desto mehr verlieren sich die abstrahierten Darstellungen in Beliebigkeit. Wenn die überlieferte Geschichte nicht mehr bekannt ist, wird die Abstraktion davon sinnlos. Ich meine, wir müssen heute als Künstler die Geschichten wieder darstellen, als ob die betrachtenden Menschen sie nicht kennten. Quasi wie vor tausend Jahren. Man muss zur Naivität zurück finden und die Geschichten wieder beim Wort nehmen.

Auferstehung 2021-2023

126.0cm x 186.0cm x 3.0cm

Werbeprospekte, Butterbrotpapier, Gold, Silber, Beize, schwarzer und weißer Lack, Tapeziertischbretter Lack